Raumakustik Büro 

Autor:  Michael Weissmann

Michael Weissmann ist Geschäftsführer der Weissmann GmbH und erfahrener Experte für moderne Büro- und Arbeitswelten.

(Lesedauer: 7 min.)

Raumkaustik Büro – Alles, was du über Raumakustik wissen musst

Störende Lautstärke! Wir haben ein akutes Problem mit unserer Raumakustik. Können Sie uns hierbei behilflich sein und förderliche Maßnahmen aufzeigen?

Diese und ähnliche Sätze hören wir oftmals und werden um Beseitigung der aktuell störenden Raumakustik Situation gebeten.

Aber was ist Raumakustik überhaupt? Und was ist Schall?

Akustik entsteht, wenn sich Teile (in diesem Fall Luftmoleküle) in Schwingung versetzen und diese Schwingung sich in alle Richtungen kugelförmig ausbreiten. Die Akustik umfasst den Schalldruck, der die Lautstärke in Dezibel (dB) misst, und die Schwingung pro Zeiteinheit, die als Frequenz in Hertz (Hz) ausgedrückt wird. Für unser menschliches Gehör sind somit nicht nur die wahrgenommene Lautstärke, sondern auch die Frequenz in Hertz (Hz) wichtig.

Die Frequenz wird in Schallwellenlänge wiedergegeben. Die Schallwellenlänge beeinflusst sowohl tiefe Töne im Bereich von 125 bis 250 Hz als auch hohe Töne, die über 2000 Hz liegen.

Der Bereich, der für das Hören und Sprechen bedeutsam ist, liegt zwischen 125 bis 4000 Hz, und ein positiver Geräuschpegel liegt zwischen 35 und 70 dB.

Zur Veranschaulichung:

dB (a): der Schalldruckpegel, der die unterschiedliche Wahrnehmung des menschlichen Gehörs berücksichtigt, zeigt, dass tiefe Töne weniger auffällig sind, während hohe Töne intensiver wahrgenommen werden.

Hz (Frequenz): beschreibt die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde. Bei tiefen Tönen entspricht dies einer niedrigen Hertz-Zahl, während hohe Töne eine hohe Hertz-Zahl aufweisen. Zum Beispiel hat eine Schallwelle bei 1000 Hz eine Länge von 34 cm.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf, können effizientere Maßnahmen ergriffen werden und ein lösungsorientiertes Akustik-Konzept erstellt werden. Denn häufig versuchen Berater das Akustikproblem mit belanglosen Mitteln zu bekämpfen, ohne die Ursache und Einflussfaktoren zu verstehen. Dabei werden einfache Trennwände, Schallabsorber etc. zwischen den Arbeitsfeldern als Lösung dargestellt.

Diese Fehler in der Beratung können für den Kunden kostspielig sein, wobei das eigentliches Raumakustik Problem und die Ursache hierfür wenig bis gar nicht beseitigt wurde.

Was bedeutet Akustik und worin wird unterschieden? 

Die Akustik befasst sich mit angenehmen Klängen, wie Musik oder natürliche Geräusche. Ebenso umfasst sie Signalklänge, die zur Erkennung von Gefahren oder zur Vermeidung derselben dienen, sowie störende Geräusche, die als Lärm wahrgenommen werden. Letztere können in einem unangenehmen akustischen Umfeld psychische Belastungen verursachen und unsere Arbeitsleistung beeinträchtigen.

Die Art der Raumakustik wird durch die beabsichtigte Nutzung des Raumes bestimmt. Zum Beispiel sind Räume wie Auditorien, Säle, Konferenz- und Besprechungsräume auf gute Sprachverständlichkeit angewiesen. Andererseits erfordern Konzentrationsbereiche und ruhige Umgebungen ein angenehmes akustisches Umfeld. Auch beschrieben in der DIN 18041 für gute Hörsamkeit in Räumen.

Wenn also von „unangenehmer Geräuschpegel im Büro“ die Rede ist, wird ein Schall beschrieben, der uns stört und die Gesundheit sowie Wohlbefinden stark beeinträchtigt. Dabei geht es um den „Hall“ im Raum, der als unangenehm wahrgenommen wird. Der Faktor hierbei wird durch die Nachhallzeit bestimmt. Also wie lange ein Schall andauert, nachdem es mit einem Mal beendet wurde. Der Wert für ein Großraumbüro liegt bei ca. 0,6 Sekunden.

Die Sprachverständlichkeit spielt eine entscheidende Rolle und kann in konzentrierten Arbeitsphasen die Arbeit stören, Unterbrechungen verursachen und zu Leistungseinschränkungen führen.

Was muss getan werden? Und wie sieht eine effektive Herangehensweise aus?

Raumakustik in Büros – Bedeutung des Schallschutzes als wirtschaftlicher Faktor sollte nicht unterschätzt werden

Platz 1 im Bereich Störfaktor geht definitiv an die Verstehbarkeit der Gesprächsinhalte von Kollegen bzw. Kommunikation im Büro.

Die Kommunikation im Büro ist das Hauptmerkmal unseres Arbeitsalltages. Wir sind nicht nur im ständigen kommunikativen Austausch, sondern sind auch ganz Ohr, wenn wir jemanden reden hören. Umso verständlicher das Gesprochene für unser Ohr ist, desto aufmerksamer wollen wir zu hören. Im Umkehrschluss bedeutet dies; je höher die Sprach- und Wortverständlichkeit ist, desto mehr hat es Einfluss auf unsere Konzentration, Arbeitsleistung und Fehlerhäufigkeit. Im negativen Sinne.

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Gemäß einer gängigen Meinung zeigt die Forschung, dass es in Mehrpersonen-Büros im Vergleich zum Open Space nicht leiser ist, sondern in der Tat um bis zu 88% lauter.

In einem Mehrpersonen-Büro sind Mitarbeiter einer ständigen Lärmbelastung ausgesetzt. Sei es bei Telefonaten oder bei Gesprächen der Kollegen untereinander. Die Aufmerksamkeit wird ungewollt auf das Gesprochene im Raum gerichtet und lenkt von der eigentlichen Arbeit bzw. Konzentration erheblich ab.

Dagegen entsteht in einem Open Space aufgrund von mehreren gleichzeitigen Gesprächen und den allgemeinen Hintergrundgeräuschen der Kollegen ein dauerhafter und dumpfer Geräuschpegel. Dieser neigt dazu, die einzelnen Gespräche zu übertönen, sodass die Arbeitsumgebung insgesamt ruhiger ist und Mitarbeiter nicht gezwungenermaßen einzelnen Gesprächen folgen. Voraussetzung hierfür ist natürlich, unter Beachtung der Bedürfnisse von Mitarbeiter und Aufgaben, müssen entsprechende Akustikmaßnahmen vorliegen.

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Neue Bürowelten: Was verändert sich? 

Wie sollten moderne Bürowelten geplant und umgesetzt werden, um den komplexen Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden? 

Die Akustikmaßnahmen müssen genau auf die Arbeitsabläufe abgestimmt sein. Das wahllose Aufstellen von Akustik Trennwänden und Absorbern ist auch in diesem Fall eher ungeeignet.

Eine ideale und effektive Raumakustik wird an den zu beabsichtigenden Effekt im Raum angepasst. Dies bezieht sich auf Aspekte wie die Nachhallzeit in Büros oder Open Spaces sowie darauf, wie Arbeitsaufgaben besser ausgeführt werden können. In den meisten Fällen bedeutet das, die Verständlichkeit von Gesprächen anderer zu verringern und angenehme Geräuschkulisse bezwecken.

Auslöser und Folgen von Lärm: Wie beeinflusst Lärm und wann wird er als störend empfunden? 

Die Auslöser und Folgen von Lärm sind eng miteinander verknüpft. Lärm kann eine Vielzahl von Auswirkungen haben. Je nachdem, wie stark er ist und wie lange er anhält. Lärm kann Stress, Konzentrationsprobleme und Leistungsminderung verursachen. Umso länger Mitarbeiter störendem Lärm ausgesetzt sind, desto mehr hat es Einfluss auf Arbeitsleistung und Gesundheit der Mitarbeiter. Inzwischen liegt der durchschnittliche Arbeitsausfall bei mehr als 40 Minuten pro Tag und pro Mitarbeiter.

Lärm macht nichts Gutes, Gutes macht keinen Lärm.

Außerdem mindert Lärm die Fähigkeit des Menschen, auf Alarme zu reagieren und löst Angespanntheit und Aggressionen aus. Erst recht bei Arbeiten unter Zeitdruck. Um dabei noch die gleiche Arbeitsleistung zu erbringen, muss der Mitarbeiter sich mehr anstrengen und noch konzentrierter sein.

Allgemein gilt:

  • Wenn die Frequenz hoch ist, ist der Schall belastender
  • Hoher Schalldruck beeinträchtigt den zeitlichen Verlauf – je länger ein Schallereignis zum An- oder Abschwellen braucht, umso lästiger
  • Störender Schall behindert das konzentrierte Arbeiten
  • das Empfinden als störend ist abhängig vom Wohlbefinden des Mitarbeiters – müde und kranke Menschen reagieren empfindlicher






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In Büros bleibt die Situation unverändert: die störende Wirkung von Lärm und die damit einhergehende Möglichkeit von stressbedingten Reaktionen sind abhängig von der Art der beruflichen Tätigkeit. Stress tritt bei anspruchsvollen Aufgaben häufiger auf. Diese sind:

  • wo das Gedächtnis mehr in Anspruch genommen wird
  • logisches Denken, Rechenaufgaben und Sprache
  • wenn ständige Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert sind
  • bei verantwortungsbewussten Aufgaben, wo Fehler auch entsprechende fatale Folgen haben

Wie können sich Raumakustik und Schallschutz verbessern? 

Die akustischen Ansprüche für moderne Bürogestaltung variieren je nach den funktionalen Anforderungen, die aufgrund der Organisation festgelegt werden müssen. Mithilfe einer durchdachten Mitarbeiterbefragung können essenzielle Informationen über die auszuführenden Tätigkeiten und deren Anforderung gewonnen werden. Daraus resultieren zielführende akustische Maßnahmen und Gesamtkonzept.

Hier eine zweckmäßige Prüfliste:

  •  Welche Materialien wurden bei den Räumlichkeiten verbaut?
  •  Können bauliche Gegebenheiten verändert oder ergänzt werden?
  • Was hat alles Einfluss auf den Geräuschpegel im Raum? Sprich Verkehr,       technische Ausstattung, Kommunikation der Mitarbeiter etc. Diese   Geräusche können in der Summe als Beurteilungspegel gemessen werden     und sind nach ASR 3.7 zu befolgen.
  •  Wie hoch und groß ist der Raum? Und welche Büroform     (Mehrpersonenbüro, Einzelbüro, Großraumbüro etc.) liegt vor?  

Was sollte eine gute Raumakustik beinhalten? 

Für eine genaue Übersicht bedienen wir uns an dem ABC der Raumakustik:

  • Absorption: Um den Schall zu dämmen, werden erstklassige Absorptionselemente der Klasse A verwendet, die die Schallwellen absorbieren. Das können bspw. optische Komponenten, Trennwände und Raumteiler oder Bilder, die akustisch wirksame Eigenschaften besitzen sein. Die entsprechenden Absorptionselemente werden an die baulichen Gegebenheiten angepasst sowie an die Einrichtung des Raumes. Dadurch kann die Schallbelastung im Raum deutlich minimiert werden.
  • Blocken: Hierbei werden störende Schallquellen geblockt bzw. nicht übertragen. Ein wirkungsvolles Ergebnis wird durch die verwendete Materialeigenschaft bestimmt.
  • Covern: Früher waren Bürogeräte noch sehr laut und Sprache war kaum zu verstehen. Mittels der technologischen Entwicklung arbeiten wir mittlerweile in Büros, wo es drastisch leiser geworden ist. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Sprache deutlicher zu verstehen ist. Was wiederum sehr störend und ablenkend sein kann. Um die Verstehbarkeit der Gespräche von Kollegen zu reduzieren, wird beim Covern der Schall mithilfe von Naturgeräuschen maskiert (ASD PRIVACY SYSTEM).

In der Gesamtheit bezwecken alle Mittel, die vorher genau auf die akustische Situation im Raum angepasst wurden, einen effizienten Schutz vor störenden Schall bzw. Lärm.

Fazit: 

Die Raumakustik im Büro ist von entscheidender Bedeutung für das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeiter. Eine gute Schallisolierung im Büro kann dazu beitragen, Störungen zu minimieren und die Konzentration zu fördern. Für eine effiziente Raumakustik Lösung im Büro müssen folgende Punkte beachtet werden:

  • Lärmquelle identifizieren
  • Nachhallzeit steuern
  • Flexibilität und Mobilität der Möbel
  • Schalldämmung und Schallabsorption  

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